demoSlam in Frankfurt am Main: auf den zweiten Blick
10. März 2020

Die Umsetzung des ersten demoSlams von Sachsen im Dialog war ein echter Kraftakt. Als am Abend so viele interessierte, neugierige Zuschauer kamen, um sich die konträren Meinungen unserer sechs Slammerinnen und Slammer anzuhören, waren alle Anstrengungen der vergangenen Wochen vergessen. Auch mit ein paar Tagen Abstand fällt es uns noch immer nicht leicht, die zahllosen Eindrücke kompakt in Worte zu fassen.
Was das gesamte Team vermutlich am meisten beeindruckte, war der Respekt, den sich alle Beteiligten entgegenbrachten. Trotz teils gravierender (politischer) Differenzen öffneten sich unsere Slammerinnen und Slammer füreinander, um auf ehrlicher, aufrichtiger, persönlicher Ebene ein Miteinander, einen konstruktiven Austausch zu ermöglichen. Das war für unsere Teilnehmerinnen und Teilnehmer überaus anstrengend, aber auch bereichernd und erkenntnisreich.



Wir glauben, dass viele im Publikum ähnlich überrascht und überwältigt waren wie wir. Trotz über 170 Zuschauerinnen und Zuschauern konnte man teilweise eine Stecknadel fallen hören. Am Ende schien der Applaus für alle Slammerinnen und Slammer nicht mehr aufzuhören. An diesem Abend war es sowohl den Teilnehmerinnen und Teilnehmern als auch dem Publikum in jedem Fall gelungen, die gegenseitige Andersartigkeit auszuhalten.



Das Gegenüber verstehen, ohne selbst einverstanden zu sein – dass dies schwierig, aufreibend und doch möglich und nötig ist, zeigte uns der demoSlam. Wir müssen über unsere Echokammern und Filterblasen hinweg wieder ins Gespräch kommen, der demoSlam scheint hier ein hervorragendes Format für Menschen in Sachsen zu sein.



„Es ist eine hohe Kunst geworden, dem anderen zuzuhören und zu verstehen. Vielleicht auch zu erkennen, dass er in manchen Sachen nicht falsch liegt. Beim Zugestehen wird es schon schwerer. Das muss ja auch nicht gleich sein. Man denkt aber darüber nach und kommt von seiner festgemauerten Meinung etwas ab. Wichtig ist, man redet wieder! Dieser Abend hat eindrucksvoll gezeigt, wie es geht."

Besucher während Empfang und Austausch nach derVeranstaltung



Wir bedanken uns bei…nun…allen, die dabei waren, aktiv den demoSlam von Sachsen im Dialog gestalteten, unseren Teilnehmerinnen und Teilnehmern, dem Deutschen Hygiene-Museum, Bundesprogramm MITEINANDER REDEN, Robert Bosch Stiftung, Förderprogramm Revolution und Demokratie des Freistaates Sachsen und natürlich dem Publikum, das uns nach der Veranstaltung wertvolles Feedback für die Zukunft auf den Weg gab! Abschließend geht ein besonderer Dank an die Bürgerjournalisten, deren großartige Beiträge im Rahmen einer Ausstellung während der Veranstaltung erstmals der Öffentlichkeit präsentiert wurden.



Bis zum nächsten Mal – am 14. März 2020 in Nebelschütz. 19 Uhr findet dort in der Bjesada/dem Pfarrsaal der nächste demoSlam statt.



Text: Sven Wernicke

Foto: Matthias Schumann



MDR Sachsen Beitrag über den vergangengen demoSlam ist hier zu finden.

  • Johanna Verhoeven nahm im Dezember 2018 an der Deutschlandpremiere des Formates demolSam in Dresden teil. Gemeinsam mit Alexandra Konkina slammte sie über das Thema Meinungsfreiheit. Johanna ist fasziniert von Russland. Sie studierte Russisch, durchreiste das riesige Land von Sankt Petersburg bis Wladiwostok und lebte ein halbes Jahr in Moskau zum Studium an der Higher School of Economics. Darüber hinaus untersuchte sie in ihrer Bachelorarbeit die Verwendung von Metaphern in der russischen Berichterstattung über die "Flüchtlingskrise" in Europa. Ihr Interesse für Medien brachte sie auch bei journalistischen Projekten wie dekoder oder n-ost ein. Zur Zeit arbeitet Johanna nach dem Abschluss ihres Slavistik-Studiums in einem Hamburger Startup und studiert den Master Kultur- und Medienmanagement.
Mehr lesen